Karate - Weltmeisterschaft 2000 in München 12. - 15. Oktober
Ein Bericht von Katja Werner

Fotos hier Camr01sl.jpg (5026 Byte)                

Hey Du, aufwachen!" mit diesen Worten weckte mich meine Freundin am Nachmittag des 3. WM-Tages. Und tatsächlich tief und fest" bin ich eingeschlummert in einem der 10.000 Sitzplätze des Münchner Olympiastadions und das bei der größten Karateveranstaltung aller Zeiten.

Da fragt es sich doch, ob es auch die beste und ansprechendste war, die die Welt je gesehen hat. Was hat der Zuschauer alles zu erwarten nach 4 Jahren der Organisation, die gebraucht wurden, um diese Veranstaltung mit knapp 1.000 Startern auf die Beine zu stellen? Über ½ h dauerte am Donnerstag der beeindruckende Einmarsch der 90 teilnehmenden Nationen, darunter auch solchen, deren Lage sich nur erahnen ließ. Sie alle wollten an diesen 4 Tagen Weltklasse-Karate zeigen.

Doch auch das Umfeld sollte nur vom Feinsten und Besten sein. So war besonders die Vermarktung der WM hochprofessionell. An nichts sollte es dem Zuschauer fehlen; angefangen bei den 101 Souvenierständen, an denen jeder den perfekten WM-Look erstehen konnte, bis hin zu den unendlich vielen Fresständen" und Bierzelten.

Da mir mein Studentenportemonaie leider einen weiteren Kaffee strikt verweigerte, blieb mir als Alternative nur noch der Weg an die frische Luft, um gegen die Müdigkeit anzukommen. Leider war ich nicht die Einzige, die diese Entscheidung traf. Konnte man sich zu bestimmten Tageszeiten nur wundern, wo sich die - laut DKV - 8000 zahlenden Gäste versteckt hielten. Insbesondere in den frühen Morgenstunden war das Verhältnis Starter-Zuschauer fast 1:1.

Doch war der Grund dafür nicht in der Qualität der gebotenen Kämpfe zu suchen. Diese waren ganz im Gegenteil durchaus spannend und manchmal für den weit entfernt sitzenden Zuschauer viel zu schnell. Aufgrund dessen, daß man um den WM-Titel kämpfte und beide Athleten top waren, beschränkten sich die Angriffe größtenteils auf Einzeltechniken und auch von der Notlösung des Klammerns wurde oft Gebrauch gemacht. Vielmehr sollte sich die teilweise geringe Aufmerksamkeit des Publikums an den Kämpfen dadurch erklären, daß sie geradezu mangelhaft präsentiert wurden. Zwar war der Zuschauer immer bestens über das Programm am Stand der Firma XY informiert, doch erfuhr er des öfteren zu spät vom Kampf, den Deutschland gerade auf Kampffläche 3 bestritt. Zum Glück schwieg die Stimme im Mikrophon nicht immer und forderte uns zu kräftiger Unterstützung auf, welcher wir dann auch lautstark nachkamen. Zum Teil entstand in diesen Augenblicken fast der Eindruck, das Publikum zwänge den Kampfrichter zu dieser Entscheidung. Doch aus welchem Grund sollte dieser Heimvorteil den deutschen Athleten nicht zugebilligt werden? Selbstverständlich schließt dies nicht aus, auch Karatekas anderer Nationen viel Applaus zu spenden.

Jedenfalls herrschte zu diesen Zeiten in der Halle die spezielle Atmosphäre, die ich mir bei meiner Reise zur WM erhofft hatte. Wurde einem doch vorgeführt, wie qualvoll lang 10 Sekunden sein können, was sie alles zu ändern vermögen.

Dies alles steigerte sich am Abend bei den Finalkämpfen noch einmal, was mich für den restlichen Tag wieder völlig versöhnte. Jetzt brach keine Laola-Welle mehr nach 1,5 Runden ab. Eine Kata-Vorführung des deutschen Nationalteams und die Show von R. Lowinger, bei der er sich wirksam gegen 3 bayrische Raufbolde in Lederhosen zu verteidigen wußte, sollten dem Abend weiteren Glanz verleihen. Doch wieso kürte man die 3 Besten der Welt nur mit Medaillen? Wo waren die Pokale und ein ordentliches Siegerpodest geblieben? Vielleicht sind sie zugunsten des kleinen hübschen Indoor-Feuerwerks" gewichen, das uns Zuschauer in den Sonnabendabend entließ.

Wieder frisch und munter zu Hause sehe ich mir von meinem Logenplatz vor dem Computer
( www.Karate-online.de ) noch einmal all das an, was ich verschlafen" oder auf sonstige Weise verpaßt habe. Und es bleibt die Erinnerung an eine WM, die einen Teil ihres Potentials zugunsten des Kommerz, aber zum Nachteil des Sports und der Atmosphäre vergab, jedoch auch an ein lustiges und etwas anderes" Wochenende mit dem Verein.

Katja Werner

Tja, liebe Katja, deiner Beschreibung läßt sich nun nicht mehr viel hinzufügen. Insbesondere stimme ich dir darin zu, daß die einzelnen Kämpfe nicht sonderlich gut präsentiert wurden. Nur bei den Kämpfen der deutschen Karateka und einigen herausragenden Karatekas anderer Nationen (Weltmeister 98 zum Beispiel) wurden mehr Informationen an den Anzeigetafeln in der Mitte der Olympiahalle angezeigt.
Wir selber (Raffael, Eric, Angela, Uwe (Obelix), Manfred, Katrin, Heike und ich) waren ja nur einen Tag zugegen. Mit Spannung verfolgten wir insbesondere die Kämpfe von Alexandra Witteborn, die am Ende ja den Weltmeistertitel mit nach Hause nehmen konnte.
Ein paar Eindrücke von der WM in der Münchener Olympiahalle vermitteln vielleicht die paar Fotos rechts, leider mußte ich feststellen, daß das extra geborgte Objektiv immer noch nicht ausreichte.

Uwe Rennicke

(Bilder anklicken für Originalgröße - weitere Bilder bei www.karate-online.de - einer Seite des Bayerischen Karate Bundes e.V. ( zu empfehlen )

auf Kampffläche 3 starteten die dt. Kämpfer

kleiner Endruck von der Olympia-Halle

WM-003-030.jpg (4969 Byte)
manchmal 5 Kämpfe gleichzeitig, wo schaut man da zuerst hin ? A. Witteborn : Einzug in das Finale
WM-004-030.jpg (5993 Byte)
wer gegen wen ? (A. Witteborn)
Fotos © by Uwe Rennicke

back.jpg (1885 Byte)

erstellt :            31.10.2000
aktualisiert :     26.09.2001